Bei der effizienten Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen könnten erfahrene Fachkräfte eine Schlüsselrolle spielen, sagt Ulrike Clasen. Die Kader-Expertin und Unternehmerin bewertet Fachwissen und Urteilsvermögen als klare Vorteile. Dabei bietet sie nicht nur ein Argumentarium, sondern gibt auch Tipps für die Praxis.
KI-Tools wie ChatGPT bieten enorme Vorteile, wenn sie in den Arbeitsalltag integriert werden. Menschen, die schon lange im Berufsleben sind, haben oft ein tiefes und breites Wissensspektrum sowie reichhaltige Erfahrungen in ihren jeweiligen Fachgebieten. Diese Erfahrung und dieses Wissen ermöglichen es ihnen, effektiv mit KI- und LLM-Systemen wie ChatGPT und Claude2 oder anderen, sehr schnell und erfolgreich umzugehen.
Erfahrene Fachkräfte können präzise Fragen formulieren, die es ChatGPT ermöglichen, spezifische und relevante Antworten zu geben. Komplexe Fragen benötigen oft Kontextinformationen. Indem erfahrene Fachkräfte relevante Details bereitstellen, stellen sie sicher, dass die KI die Anfrage korrekt versteht und entsprechend antwortet.
Mit ihrem ausgeprägten Urteilsvermögen bewerten erfahrene Berufstätige die Antworten von ChatGPT und überprüfen deren Relevanz und Genauigkeit. Dies fördert fundierte Entscheidungsfindungen. Wenn eine Antwort nicht ausreicht, können sie gezielte Folge-Fragen stellen, um tiefere Einblicke und detailliertere Informationen zu erhalten. Erfahrene Fachkräfte sind in der Lage, die Antworten der KI effektiv in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren.
Konstruktives Feedback zu den erhaltenen Antworten hilft, die Interaktionen mit der KI kontinuierlich zu verbessern und deren Genauigkeit zu erhöhen. Durch das Einbringen ihrer Fachkenntnisse können erfahrene Fachkräfte die Qualität der Interaktion mit der KI weiter steigern und die Ergebnisse verfeinern. Sie sind sich der Bedeutung von Datenschutz und ethischen Überlegungen bewusst und sorgen dafür, dass sensible Informationen verantwortungsvoll gehandhabt werden.
Die Kombination dieser Fähigkeiten und Strategien führt zu einer effektiveren Nutzung von ChatGPT und bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile. Durch die Kombination von menschlichem Fachwissen und KI können Aufgaben schneller und präziser erledigt werden. Effizienz und Produktivität werden gesteigert. ChatGPT dient als wertvolles Werkzeug bei der Entscheidungsfindung, indem es schnell auf eine Vielzahl von Informationen zugreift und diese bereitstellt.
Die Nutzung von KI ermöglicht es erfahrenen Fachkräften, sich auf kreative und strategische Aufgaben zu konzentrieren, was die Innovationskraft des Unternehmens steigern kann. Die Interaktion mit KI-Systemen fördert kontinuierliches Lernen und die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden. Sie bleiben auf dem neuesten Stand technologischer Entwicklungen und erweitern ihr Wissen stetig.
Die unverzichtbare Rolle erfahrener Fachkräfte in der Nutzung von ChatGPT
Erfahrene Fachkräfte bringen ein tiefes Verständnis für ihren Fachbereich sowie umfangreiche Berufserfahrung mit, was sie zu idealen Nutzerinnen und Nutzern von KI-Tools wie ChatGPT macht. Ihre Fähigkeit, präzise und kontextreiche Fragen zu stellen, ermöglicht es der KI, spezifische und relevante Antworten zu liefern.
Die Anwendungsmöglichkeiten für ChatGPT in den Händen erfahrener Fachkräfte sind vielfältig und umfassen komplexe Datenanalysen, verbessertes Wissensmanagement, optimiertes Projektmanagement, automatisierten Kundensupport und die Erstellung von Berichten und Präsentationen. Darüber hinaus können sie Innovationsprozesse fördern, Marktforschung durchführen, Schulungsprogramme entwickeln, Compliance und Risikomanagement unterstützen sowie strategische Planungen vorantreiben.
Weitere entscheidende Einsatzgebiete umfassen das Personalmanagement, Finanzanalyse und Budgetierung, Lieferkettenmanagement, Marketingstrategien, Produktentwicklung, Qualitätsmanagement, Rechtsberatung, Wissensvermittlung und Umfragen.
Besonders hervorzuheben ist die Rolle von ChatGPT im Krisenmanagement und in der Notfallplanung, wo die KI hilft, schnell auf unerwartete Ereignisse zu reagieren und effektive Massnahmen zu entwickeln.
Erfahrene Fachkräfte können oft die besseren Prompts für ChatGPT schreiben
Tiefes Fachwissen und Kontextverständnis ermöglicht, spezifische und kontextreiche Fragen zu stellen, die die KI präzise beantworten kann. Die Kunst ist, klare Fragen zu stellen, die weniger Raum für Missverständnisse lassen und so relevantere Antworten zulassen.
Erfahrung im Problemlösen befähigt, komplexe Probleme in handhabbare Teile zu zerlegen und gezielte Fragen zu formulieren. Das Verständnis von Fachjargon und spezifischen Begriffen hilft ihnen, die Genauigkeit der Antworten von ChatGPT zu erhöhen.
Erfahrene Fachkräfte können die erhaltenen Antworten besser verifizieren und validieren, indem sie ihre Fragen präzise stellen, um die Richtigkeit und Relevanz der Antworten zu überprüfen. Ihre Anpassungsfähigkeit erlaubt es ihnen, ihre Prompts an verschiedene Szenarien und Anforderungen anzupassen, was zu präziseren Antworten führt.
Durch das Nutzen von Feedback zur Verbesserung kann die Qualität der Prompts kontinuierlich verbessert werden. Strategisches Denken ermöglicht es, Prompts zu formulieren, die nicht nur kurzfristige Antworten liefern, sondern auch langfristige strategische Erkenntnisse fördern.
Ein starkes Verständnis von Ethik und Datenschutz erlaubt es, sensibel mit vertraulichen Informationen umzugehen. Interdisziplinäres Wissen und Vernetzung erlaubt es, Prompts zu erstellen, die verschiedene Aspekte eines Problems berücksichtigen und so umfassendere Antworten von der KI zu erhalten. All diese Fähigkeiten machen erfahrene Fachkräfte zu besonders effektiven Nutzerinnen und Nutzern von ChatGPT.
Das beschriebene Erfahrungswissen setzen erfahrene Fachkräfte in der Nutzung von KI, zum Beispiel im Prompt Engineering ein. Prompts zu formulieren ist eine zunehmend wichtige Fähigkeit, die für eine effektive Konversation mit grossen Sprachmodellen (LLMs) wie ChatGPT erforderlich ist.
Studie zeigt: Studierende scheitern am KI-Prompt-Design
Die Studie von Zamfirescu-Pereira et al. deckt überraschende Schwächen selbst bei „Digital Natives“ auf. Entgegen gängiger Erwartungen kämpfen junge, technikaffine Menschen mit den Feinheiten der KI-Kommunikation.
Forschende der University of California, Berkeley, beobachteten zehn Teilnehmende ohne KI-Erfahrung bei der Interaktion mit einem Chatbot für Kochrezepte. Die Ergebnisse sind für Lehrende relevant und werfen wichtige Fragen auf.
Haupterkenntnisse der Studie:
- Mangelnde Systematik:Die Teilnehmenden arbeiteten oft unstrukturiert und ohne klare Methode.
- Vorschnelle Verallgemeinerungen:Einzelbeobachtungen wurden häufig zu unbegründeten allgemeinen Schlussfolgerungen gemacht.
- Fehlannahmen in der Kommunikation:Die Interaktion mit der KI wurde fälschlicherweise wie eine zwischenmenschliche Kommunikation behandelt.
- Resistenz gegen effektive Methoden:Selbst nach Hinweisen wurden bewährte Strategien nicht angewendet.
Daraus folgen einige Implikationen für die Lehre:
- Strukturierte Ansätze für das Evaluierung von KI-Outputs, die das systematische Testen und Denken verstärken, sollten vermittelt werden, anstatt sich auf einzelne Erfolge oder Misserfolge zu verlassen.
- Studierende sollten ermutigt werden, mutig mit verschiedenen Prompt-Stilen zu experimentieren und zu erkennen, dass prägnante Formulierungen oft effektiver sind.
- Ein solides Verständnis von KI-Grundlagen, den Large Language Models (LLMs) und den Unterschieden zwischen Prompting und menschlicher Interaktion sollte unbedingt vermittelt werden.
- Die Fähigkeit, vorsichtig mit Verallgemeinerungen umzugehen und KI-Outputs kritisch zu hinterfragen, sollte gestärkt werden. Kritisches Denken ist gefragt.
Erfahrene Fachkräfte sind weniger anfällig für die beschriebenen Fallen. Sie haben eher schon systematische Arbeitsweisen und bewährte Methoden verinnerlicht. Ihre Erfahrungen helfen, unstrukturierte Ansätze und vorschnelle Verallgemeinerungen zu vermeiden. Sie anerkennen eher die Unterschiede zwischen menschlicher und KI-Interaktion und können entsprechende Kommunikationsstrategien anwenden. Wir finden bei erfahrenen Mitarbeitenden eine Offenheit gegenüber bewährten Praktiken. Das ermöglicht es, Hinweise und Feedback schneller und effektiv umzusetzen.
Hier geht es zur Studie.
Motivation und Schulung: Strategien zur Maximierung des Potenzials von ChatGPT
Um die volle Potenzialentfaltung sicherzustellen, sollten Unternehmen umfassende Schulungsprogramme bereitstellen, den Nutzen der Technologie kommunizieren, technische Unterstützung bieten und eine offene Kommunikationskultur fördern. Führungskräfte dürfen als Vorbilder agieren und die strategische Bedeutung von KI für das Unternehmen betonen.
Dies ermöglicht es, die Effizienz und Innovationskraft zu steigern, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Erfahrene Fachkräfte können so optimal eingebunden werden, um die Vorteile dieser fortschrittlichen Technologie voll auszuschöpfen.
Wissen über KI schafft Vorteile
Viele unserer Klientinnen und Klienten des Netzwerks Kadertraining, die wir in ihren beruflichen Fragen in Laufbahn, Karriere und Führungsarbeit begleiten, haben sich durch das Wissen über KI einen grossen Vorteil verschafft. Wir stellen fest, dass viele ältere und erfahrene Mitarbeitende ein grosses Interesse daran haben, mit Künstlicher Intelligenz (KI) und ChatGPT zu arbeiten. Oft sind es jedoch nicht die Unternehmen selbst, die intern diese Möglichkeiten anbieten.
Wir fordern alle und gerade die erfahrene Fachkräfte dazu auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wer die ersten Schritte gemacht hat und gelernt hat, ChatGPT wie einen gut ausgebildeten und hilfsbereiten Kollegen zu nutzen, ist bereit und motiviert weiter zu gehen. Wie geht man mit einem guten Kollegen um, mit dem man zusammenarbeitet? Man gibt viele Informationen, regelmässig Feedback, dankt und bleibt im Gespräch.
Effektiv mit ChatGPT zusammenarbeiten, wie mit guten Kollegen
1. Präzise Fragen stellen
- Klare Fragen: Je genauer Deine Frage, desto besser die Antwort.
- Kontext geben: Erkläre den Hintergrund, wenn nötig.
2. Folge-Fragen stellen
- Vertiefe das Thema: Frag weiter, wenn Du mehr Details brauchst.
- Klarstellen: Bitte um Klarstellung, wenn etwas unklar ist.
3. Teile Dein Ziel mit
- Erkläre Dein Ziel: Beschreiben, was Du erreichen möchtest.
- Beschreibe den Zweck: Ob Entscheidungshilfe, Problemlösung oder Lernen – lass es ChatGPT wissen.
4. Gib Feedback
- Positives Feedback: Informiere, wenn eine Antwort hilfreich war.
- Konstruktives Feedback: Sag es, wenn etwas nicht hilfreich war, damit es verbessert werden kann.
5. Bleib geduldig und höflich
- Geduld: Manchmal braucht es ein paar Versuche, um die richtige Antwort zu finden.
- Freundlichkeit: Ein höflicher Umgang erleichtert die Kommunikation.
6. Nutzen aller Fähigkeiten
- Vielseitige Fragen: Stelle Fragen zu verschiedenen Themen, von Technik bis Kreatives.
- Werkzeuge nutzen: Die KI kann Diagramme erstellen, Daten analysieren und mehr. Nutze das.
7. Bleib offen für neue Ideen
- Neue Ansätze: Sei bereit, verschiedene Perspektiven und kreative Lösungen zu erkunden.
- Experimentiere: Probiere verschiedene Fragestellungen aus, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Wir glauben, dass gerade erfahrene und langjährige Mitarbeitende KI besonders effektiv nutzen können und so einen erheblichen Nutzen in der gesamten Organisation generieren.
Das Zusammenspiel von Technologie, Psychologie und Sprache ist faszinierend. Diese Kombination macht es möglich, dass ChatGPT effektive und gute Ergebnisse schaffen kann. ChatGPT ist in der Lage, menschliche Sprache zu verstehen und zu erzeugen. Die Technologie liefert die Rechenpower und Algorithmen, die Psychologie bringt das Verständnis für menschliche Kommunikation mit ein und die Sprachverarbeitung sorgt dafür, dass die Antworten meist sinnvoll sind. Dennoch bleibt die menschliche Urteilskraft die letzte und wichtige Prüfinstanz.
Wir wollen Mut machen, das Neue auszuprobieren, um sich so den strategischen Vorteil des Umganges mit der neue Technologie zu verschaffen.
Ulrike Clasenist Gründerin und Inhaberin von Netzwerk Kadertraining und Vorstandsmitglied bei Work Life Aargau (Public-Private-Partnership zur Wirtschafts- und Standortförderung) und Präsidentin der Vereinigung Christlicher Unternehmerinnen und Unternehmer der Schweiz.
Dieser Text ist zuerst erschienen als Beitrag im Blogvon Netzwerk Kadertraining.