Der öffentliche Raum ist mit Kleinabfall belastet. Das muss nicht sein, schreibt Peter Walter Hasler. Der Zürcher Raumpate listet auf, was er auf seinen Gängen durch die Stadt gefunden hat. Er hat Ideen von Gleichgesinnten gesammelt, wie Kleinabfall vermieden werden könnte.
Als erfahrener Raumpate, alleine oder in einer Gruppe, möchte ich hier meine Erfahrungen und Lösungsansätze zu dem Themengebiet Kleinabfall in der Öffentlichkeit präsentieren. Ein Raumpate ist ein Mensch, der für sich eine bestimmte Route im Stadtquartier oder in einem Dorf aufgesucht hat, die er/sie regelmässig reinigt. Es betrifft dabei vor allem Gehwege, Baumrabatte und Sträucher. Von 2019 bis 2022 habe ich wöchentlich eine von drei Routen ausgewählt und dabei Abfall mit einer Greifzange aufgelesen. Der eine Teil des Abfalls war recyclierbar. In einem Jahr habe ich etwa 2400 Liter Abfall und 1200 Recyclingeinheiten (vor allem Aludosen, Glas- und PET-Flaschen) eingesammelt. Diese Arbeit hat mich für das Problem Kleinabfall in der Öffentlichkeit sensibilisiert.
Zur Zeit sammle ich im Quartier gelegentlich auf drei verschiedenen Routen (fast ausschliesslich) Zigarettenstummel ein und gehe ab und zu mit einer Gruppe in Zürich-Wipkingen Unrat einsammeln.
Analyse, Arten und Beschreibungen von Kleinabfall
Diese Stoffe habe ich beim Aufsammeln gefunden:
Papier/Karton: Notizzettelchen (Einkaufszettel); Einkaufsquittungen von Lebensmittel-Supermärkten; Kinderzeichnungen; Gratiszeitungen und Tagblatt der Stadt Zürich; Kartonstücke (verrissener Karton von Paketen); Kleinkarton als Überbleibsel von Kartonsammlungen, Visitenkarten (vor allem Autoankauf).
Plastik:offene und geschlossene Flaschen aus PET mit Inhalt und leer; Verpackungsfolien von Zigarettenpackungen; benutzte Einweg-Handschuhe; Verpackungsfolie/hülle von PET-Mehrfachverpackungen; Trinkhalme; Paket-Festzugbänder; Hüllen von Kleinschirmen.
Aluminium/Blech:(fast) leere Dosen (häufig: Quöllfrisch Hell und Feldschlösschen Bier, Red Bull und Energydrinks, Blue Star); Alufolien von selbst-eingepacktem Essen; leere Lebensmittelbüchsen.
Glas: (fast) leere Kleinflaschen von Bieren; grosse Weinflaschen; kaputtes Flaschenglas; Fensterglas; kaputte Trinkgläser.
Restabfall, diverse: Capri-Sun Drinks und deren Konkurrenzprodukte; Snickers-Folie; Kinder Bueno-Folien; benutzte Kaugummi; neue und gebrauchte Papiertaschentücher und deren Plasikhüllen; Getränke- und Essensverpackungen von McDonalds, Burger King, Kebab- und weiteren TakeAway-Lokalen; kaputte, unverschlossene und geschlossene Fahrradschlösser; Trinkhalme (nicht aus Kunststoff); Getränke in Tetrapaks; Putzlappen; Bonbonpapier; rote Hundekot-Säckchen; Sandwich-Verpackungen; Schnuller; gebrauchte Wundpflaster; Haltefolien von Klebern; Farbstifte; Kugelschreiber; Auto-Parktickets; VBZ- und ZVV-Fahrkarten; Chipsbeutel.
Kleider/Schuhe:T-Shirts; Handtücher; kaputte und intakte Sport- und Alltagsschuhe; Damenslips; Handschuhe; Kappen; Socken; Schals; Caps.
Organisch:Orangen- und Mandarinenschalen; Apfel-Bütschgis; Bananenschalen; übrig-gelassene Take Away-Essen (ohne Verpackung).
Diese Auflistung ist nicht vollständig.
Ideen, Rückmeldungen und Lösungsansätze um das Problem Kleinabfall
Es gibt verschiedene Lösungsansätze und -ideen für die Reduzierung von Kleinabfall in der Öffentlichkeit. Mensch könnte Produkte-Verpackungen attraktiver machen, d.h. schöner, wertvoller. Oder wir machen die Produkte-Verpackungen ökologischer: d.h. verrottbare Materialien verwenden. Oder den Produkte-Verpackungen einen Wert geben, d.h. diese Verpackung ist nicht kostenlos und im Kaufpreis inbegriffen.
Ein Bewusstsein dafür bilden, dass Abfall ein wertvolles Material für den Kompost, das Recycling und die Wertstoffsammlung und -verbrennung ist. Zusätzlich kann das Bewusstsein der Konsumenten für eine saubere Natur und die Pflege der städtischen Infrastruktur gebildet werden. Diese beiden vorhergehenden Punkte regelmässig stärken. Durch Information in der Öffentlichkeit.
Hier nun einige Ideen von Menschen die mit Abfall befasst haben (Ideen gesammelt von Dezember 2024 bis Mai 2025):
Zigaretten (Stummel/Filter): Ein Raumpate aus Zürich-Wipkingen schlägt vor ein Pfand auf jede Zigarette zu erheben. Eine Raumpatin, auch aus Zürich-Wipkingen, äussert die Idee beim Verkauf von Zigarettenpackungen ein Abfalldöschen für Filter (Zigarettenstummel) gratis dazu abzugeben. Eine Teilnehmerin vom CES City Circle Meeting in Zürich äussert die Möglichkeit einen Zigarettenfilter anzuwenden, der mehrfach nutzbar ist. Ideal wäre eine Nutzung von 20 bis 40 Zigaretten. An dem kleinen Filter ist ein Halter angemacht und mensch kann die Zigaretten dann da darauf befestigen.
Weitere Lösungsansätze: einige Raucher tragen eine Sammelbox oder -Etui für Filter auf sich, sind sich dem aber leider nicht bewusst und benützen diese dann nicht regelmässig.
Menschen die Zigarettenstummel achtlos wegwerfen, sollen konsequent von der Polizei gebüsst werden. In der Schweiz gibt es die Möglichkeit einer Busse von 50 Franken für achtlos weggeworfene Dinge und Abfall. Sicher würde es helfen Plakat- und Aussenwerbung für die korrekte Entsorgung von Zigarettenstummeln in Abfalleimer zu machen und gleichzeitig eine flächendeckende Information der Bevölkerung über die Umweltverschmutzung von nicht korrekt entsorgten Zigarettenstummeln (z.B. Strassengullis) vorzunehmen.
Auch können Sammeldöschen und -etuis für Zigarettenstummel kostenlos an Verkaufsstellen von Zigaretten an Konsumenten abgegeben werden.
Die Wissenschaft oder die Zigarettenkonzerne entwickeln selbst-entgiftende und verrottbare Filter. Möglich oder unmöglich?
Übriger Kleinabfall: Ein guter Freund schlägt vor Piktogramm(e) auf Kleinverpackungen wie z.B. Snickers, Kinder Bueno usw. anzubringen. Eine Möglichkeit wäre z.B. ein roter Kreis mit einem roten Balken, dahinter eine Hand die etwas wegwirft.
Wieder eine Raumpatin aus Zürich-Wipkingen hat die Meinung den Menschen zu erklären, dass wir Menschen auch ein Teil der Natur sind. Zitat: Die Liebe zur Natur wecken, und dass wir selber Natur sind. Nämlich aus Kohlenstoff. Und dass unsere Mineralien im Körper, die wir benötigen, in der Erde und teils im All in Planeten und Kometen, enthalten sind.
Diverse Menschen, die mich auf der Raumpate-Tour von 2019 bis 2024 angesprochen haben, meinen dass die Leute aus Bequemlichkeit den Kleinabfall auf den Boden werfen. Oder sie werfen Verpackungsmaterial, Papier, Kunststofffolie aus Ignoranz und/oder persönlicher Frustration über die (Konsum)Gesellschaft auf den Boden.
Ich denke, dass die Passanten Kleinabfall aus Gewohnheit auf den Boden werfen. Diese Menschen sind sich (teilweise) nicht bewusst, dass Papier, Taschentücher, Kunststofffolien und -verpackungen und Alufolien usw. giftig für die Natur und die Umwelt sind. Diese Menschen sind nicht informiert und aufgeklärt über die Tatsache, dass Kleinabfall in den Mülleimer gehört.
Weitere Lösungsansätze können auch sein, die Menschen über anorganische Stoffe in der Natur zu informieren (z.B. Plastik, Zigarettenfilter usw.) oder Verpackungen mit Pfand zur Rückgabe einführen.
Es können wiederverwendbare Produkte-Verpackungen eingesetzt werden.
Kleine Sammelboxen/Etuis (für Zigarettenfilter) zur verpflichtenden/obligatorischen Benutzung einführen. Ein Pfand auf Aluminiumdosen, Glas und PET erneut einführen.
Und was auch wichtig ist: die Menschen darüber informieren dass organische Stoffe zurück in die Natur gehören (z.B. Früchte-Bütschgi, Kerne). Schalen von Orangen, Mandarinen und Bananen sind aber wegen der langen Dauer der Verrottung nicht geeignet, der Natur zurückgeführt zu werden.
Vielleicht haben Sie noch gute Ideen und Lösungsvorschläge zur Abfallvermeidung und -minderung? Schreiben Sie mir eine E-Mail. Ich freue mich darauf!
Peter Walter Hasler ist gelernter kaufmännischer Angestellter mit mehrjähriger Berufserfahrung vor allem im buchhalterischen Bereich. 1972 ist er ist in Schlieren geboren und lebt seit 38 Jahren in der Stadt Zürich. In der Freizeit engagiert er sich als Teilzeit-Raumpate, vorwiegend solo in Zürich-Albisrieden (2019-2022, ab 2025) und in der Gruppe in Zürich-Wipkingen (ab 2024). Er ist Mitglied von Circular Economy Switzerland.